Die Skulptur von höchster Qualität und einzigartiger Thematik zeigt einen Löwen, der ein Rind verschlingt. Das Raubtier ist nicht in Ruhe gezeigt wie sonst bei ägyptischen Löwendarstellungen üblich, sondern in voller Aktion: Mit den Vorderpranken packt er seitlich ein Rind, das in einem kleineren Maßstab dargestellt ist, und er schlägt seine Zähne in den Nacken des Tieres. Der Kopf des Rindes ist abgebrochen. Diese Darstellung des Löwen, der ein Rind reißt, hat symbolischen Charakter. Das Motiv begegnet in Ägypten, insbesondere in der Amarna-Zeit, aber auch etwa in Mykene. H. Brunner und E. Brunner-Traut vermuten, daß die Skulptur das Kultbild eines Tempels darstellt, also jene kleinformatige Statue, der im Allerheiligsten der geheime Kult der Priester geleistet wurde, und von der der ägyptische Glaube annahm, daß sich der Gott in ihr manifestierte, um von hier aus auf Erden zu wirken. Es käme in unserem Fall vor allem der Löwengott Miysis, der Hauptgott von Leontopolis im Ostdelta, in Frage.
Standort |
KUNSTHISTORISCHES MUSEUM [09/001] WIEN |
Inventarnummer |
8020 |
Datierung |
30. DYNASTIE ? |
Fundort |
UNBEKANNT |
Gattung |
STATUE |
Material |
SCHIEFER |
Technik |
POLIERT; BEHAUEN |
Höhe |
28 cm |